Der Musiker Johannes Selinger ist 37 Jahre alt und will endlich berühmt sein. Deshalb reist er mit zwei Freunden in die USA, wo sie als Band groß rauskommen wollen. Ein perfider Plan soll dabei für Aufmerksamkeit sorgen: Einer von ihnen wird sich vor laufender Kamera umbringen. Um ihre Behauptung zu untermauern, amputieren sie erst den Finger und – als dies nicht die gewünschte Beachtung findet – anschließend den Arm von John, wie sich Johannes mittlerweile nennt. Das weckt schließlich das Interesse der US-amerikanischen Medien, die die Geschichte fortan vermarkten. John & Co. sind plötzlich Stars und genießen ihren Erfolg. Doch seit ihr Leben der rasanten Aufmerksamkeitsökonomie der Medien unterliegt, haben sie keine Privatsphäre mehr: Selbst Johns Beziehungsleben inklusive Heirat dient nur noch als dramaturgisches Zwischenhighlight, als "Cliffhanger" zum fatalistischen Finale. Als dieses mit seinem geplanten Selbstmord vor laufender Kamera näher rückt, bekommen die drei Freunde Bedenken.
Die Mediensatire
Short Cut To Hollywood zeichnet den körperlichen und emotionalen Ausverkauf von Menschen nach, die für die Andy Warholschen "15 minutes of fame" bereit sind, jede Grenze zu überschreiten, selbst die der körperlichen Unversehrtheit. Ohne moralischen Fingerzeig treibt der rasant
geschnittene und die Stilistik von Reality-Shows persiflierende Film aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft auf eine makabre Spitze: Talent und Disziplin sind zweitrangig, der Tabubruch garantiert die mediale Öffentlichkeit. Nicht zuletzt zeigt dies der selbstbewusste bis selbstgefällige
Off-Kommentar des Protagonisten Johannes sowie die verkitschten
Gesangseinlagen der Freunde. Mit bitterbösem Humor, der sich zuweilen am Rande des Klamauks bewegt, zeigt das
Road Movie, wie Protagonisten, Medienindustrie und Zuschauende gleichermaßen zum "Erfolg" des makabren Spektakels beitragen.
Anhand des Films lässt sich erörtern, wie Mechanismen medialer Aufmerksamkeit und psychologische Beweggründe von Medienstars und fasziniertem Publikum ineinander greifen. Dabei lassen sich Bezüge zu aktuellen Fernsehformaten wie etwa
Deutschland sucht den Superstar herstellen oder über die englische
Big Brother-Kandidatin Jade Goody diskutieren, die ihren Krebstod in den Medien vermarktet hat. Zugleich lässt sich herausarbeiten wie
Short Cut To Hollywood als Satire mit vertrauten Elementen der Medienrealität spielt und sie zuspitzt.
Autor/in: Maren Wurster, 23.09.2009
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