Die fünfzehnjährige Maren hat es nicht immer leicht: Sie steckt mitten in der Pubertät, mit den Jungs klappt es nicht so richtig und mit ihrer Mutter streitet sie sich ständig. Als sie überraschend eine Geburtstagskarte ihres Vaters erhält, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat, beschließt das junge Mädchen, ihn in den Ferien zu besuchen. Erst kurz vor der Reise gesteht ihr die Mutter, dass Bernd mittlerweile Sophia heißt und eine Geschlechtsumwandlung hinter sich hat. Wütend über den Vertrauensbruch und angetrieben von der Sehnsucht nach ihrem Vater macht sich Maren auf den Weg nach Köln.
Leichthändig und mit viel Fingerspitzengefühl verknüpft die junge Regisseurin und Drehbuchautorin Sarah Judith Mettke das komplexe Thema Transgender mit einer sensiblen Coming-of-Age-Geschichte. Zwar wirkt die zurückhaltende Inszenierung zuweilen etwas spannungsarm, zugleich lässt sie den herausragenden Protagonisten/innen aber den nötigen Raum für eine einfühlsame und differenzierte Darstellung. Luisa Sappelt beeindruckt als ebenso trotziger wie verletzlicher Teenager und Devid Striesow überzeugt als exzentrischer, aber niemals lächerlich wirkender Transsexueller. Lange Kameraeinstellungen und eine sanfte musikalische
Untermalung schaffen eine entspannte Grundatmosphäre für eine emotional durchaus anrührende Geschichte über eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung.
Mit seinen etwas gebrochenen und doch sympathischen Hauptfiguren bietet der Film gute Anknüpfungspunkte, um mit Jugendlichen über das noch immer tabubehaftete Thema Transgender zu reden. Auch Maren, aus deren Sicht das Geschehen erzählt wird, steht der sexuellen Orientierung ihres Vaters zunächst kritisch gegenüber. Soziale sowie persönliche Vorurteile können anhand ihrer Äußerungen aufgegriffen und reflektiert werden: Was bedeutet es für einen Menschen, das eigene biologische Geschlecht abzulehnen? Wie ist der persönliche, wie der gesellschaftliche Blick auf Transsexuelle? Darüber hinaus lassen sich anhand von
Transpapa generelle Genderfragen diskutieren: Gerade die Bedeutung von männlichen und weiblichen Rollenbildern oder -erwartungen, die der Film oftmals humorvoll hinterfragt, sind prägende und durchaus spannende Entwicklungsthemen für Heranwachsende.
Autor/in: Ula Brunner, 14.11.2012
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.