Im Krieg der Menschen gegen die Mutanten, von denen sich einige unter der Führung von Professor X verbündet haben, stehen letztere kurz vor der Niederlage. Denn gegen die kampfstarken Roboter der Menschen, die sogenannten Sentinels, können die X-Men kaum bestehen. Um die Misere im Keim zu ersticken, reist der Mutantenkrieger Wolverine ins Jahr 1973, wo er einen Anschlag auf einen US-Senator verhindern und den Lauf der Dinge ändern soll. Die ruchlose Mutantin Mystique stellt dabei ebenso ein Problem dar wie die Erzfeindschaft zwischen Charles Xavier und Erik Lehnsherr, die das Schicksal der Mutanten künftig als Professor X und Oberbösewicht Magneto prägen und von Wolverine versöhnt werden sollen.
Die sechste Kinoadaption der erstmals 1963 publizierten X-Men-Comics aus dem Hause Marvel baut das Universum der mutierten Helden und Antihelden weiter aus. Regisseur Bryan Singer vereint im neuesten Ableger nämlich die aus der Originaltrilogie bekannten Figuren mit denen aus dem Prequel
X-Men: Erste Entscheidung (Matthew Vaughn, USA 2011), wobei es ihm gelingt, die vielen Handlungsfäden und vergleichsweise schillernden Charaktere, die wegen der Zeitreise-Thematik bisweilen sogar doppelt auftreten, in einen launigen, starbesetzten Blockbuster zu fassen. Daneben überzeugt die visuell ausgetüftelte Comicverfilmung mit zeitgemäßer Tricktechnik und stilsicheren Actionszenen, während die detailverliebte Siebzigerjahre-Ausstattung des Zeitreise-Plots einen Schauwert für sich liefert.
Das mit vielen Selbstreferenzen gespickte X-Men-Universum bietet eine gute Ausgangsbasis für ein Gespräch über den Aufbau eines zeitgenössischen Kino-Franchise. Was erhofft sich das Publikum gemeinhin von einem Sequel, was von einem Prequel oder Reboot – und wie lösen Filmemacher/innen diese Erwartungshaltung ein? In einer Art "Klassentreffen" vereint der neue X-Men-Film zahlreiche bereits bekannte und einige neue Figuren, die sich auch für eine psychologische Analyse eignen. Darüber hinaus kann ein Vergleich von Comic- und Filmerzählungen die wechselseitige Verflechtung der beiden Medien für die Schüler/innen veranschaulichen. Im Geschichtsunterricht liefert der Zeitreise-Plot, der etwa die Kennedy-Ermordung streift, Anknüpfungspunkte für eine Diskussion über die Bedeutung historischer Ereignisse für die Gegenwart – schließlich bereist Wolverine die Vergangenheit, um die Zukunft zu verändern.
Autor/in: Christian Horn, 22.05.2014
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