Bildungsrelevant, weil "Berliner Ballade" die existenzielle Not der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg glaubhaft schildert und dabei einen satirischen Ton anschlägt.

Die Geschichte: Otto Normalverbraucher kehrt aus dem Krieg heim

Eine Filmvorführung im Jahr 2048: Vor hundert Jahren sei Berlin eine ganz andere Stadt gewesen, kündigt ein Erzähler aus dem Zum Inhalt: Off an. Das nun folgende historische Material zeige das Berlin von 1948 und erzähle vom Kriegsheimkehrer Otto Normalverbraucher, der mit den Ruinen seines alten Lebens konfrontiert werde. In den anschließenden kurzen Episoden schlägt sich Otto in der kriegszerstörten Vier-Sektoren-Stadt mit Gelegenheitsjobs durch, scheitert an der deutschen Bürokratie und gerät angesichts des allgegenwärtigen Mangels körperlich wie geistig in einen immer schlechteren Zustand. Ottos Träume bestimmt die unbändige Lust auf Kuchen, ein Luxus, den sich kaum jemand leisten kann. Schließlich lernt er eine Kellnerin kennen, die ihm diesen Wunsch erfüllt– und auch jenen nach einem bürgerlichen Leben zu zweit.

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Filmische Umsetzung: Ein Trümmerfilm als satirisches Revue-Programm


Zwar spielt die fiktionale Verortung des Films im Jahr 2048 keine größere Rolle im Verlauf des Films, allerdings schafft dieses metafilmische Spiel genügend Distanz für eine satirische Schilderung der Nachkriegszeit. Mit Wortwitz und spitzen Kommentaren zeichnet die Zum Inhalt: Voiceover-Stimme ein erstaunlich prägnantes Deutschlandbild inmitten der realen Trümmerkulisse (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) Berlins: Altnazis in der Bürokratie, Opportunisten, tief verwurzelter Militarismus und ein von den ideologischen Systemen der alliierten Siegermächte gespaltenes Land. In "Berliner Ballade" inszeniert Zum Inhalt: Regisseur Robert A. Stemmle diesen ernsten Hintergrund als heitere Nummernrevue, episodisch und mit viel Zum Inhalt: Musik, ohne das Leid der Bevölkerung zu verharmlosen. Erklärte Ziele der Zum Inhalt: Satire sind stets die Amtsbüttel und Ewiggestrigen, die einfachen Bürger/-innen das Leben schwer machen. Sowohl der komödiantische Zugang als auch die Revue-Struktur speist sich dabei aus dem seinerzeit populären Kabarettprogramm Schwarzer Jahrmarkt von Günter Neumann, der auch das Zum Inhalt: Drehbuch schrieb.

Thema: Bürgerliche Träume statt kritischem Rückblick

Es ist kein Zufall, dass der Begriff "Otto Normalverbraucher" durch "Berliner Ballade" zum geflügelten Wort wurde. Der Film entwirft ein genaues Bild alltäglicher Menschen im Nachkriegsberlin. Über die Gräueltaten der NS-Zeit wird geschwiegen, denn Otto Normalverbraucher hält sich fern von Politik und sucht sein Glück in bürgerlich-familiären Träumen.

Kritischer Aspekt: Die Täter und Opfer bleiben unsichtbar

Während die Vorboten des Kalten Krieges gegen Ende des Films zu spüren sind, bilden die Abwesenheit der NS-Täter und ihrer millionenfachen Opfer eine eklatante Leerstelle.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Wie zeichnet der Film das Alltagsleben der deutschen Nachkriegsbevölkerung? Durch welche Verhaltensweisen sind die Menschen charakterisiert?

  • Der Film streut immer wieder Anspielungen auf die NS-Zeit ein. Welche Hinweise darauf habt ihr erkannt und welche Haltung entwickelt der Film dahingehend?

  • Schauplatz von Berliner Ballade ist die von den alliierten Siegermächten in vier Sektoren aufgeteilte ehemalige Reichshauptstadt. Wie äußert sich die Teilung Berlins im Film? Wo deutet sich bereits der zukünftige Ost-West-Konflikt an?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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