Gerhard Richter ist einer der bedeutendsten deutschen Nachkriegskünstler. Sein Weg führte vom Fotorealismus in die abstrakte Malerei. Richter entzieht sich meist der Öffentlichkeit, Interviews sind selten. Die Dokumentation
Gerhard Richter Painting besucht ihn von April bis September 2009 in seinem Atelier in Köln, zeigt ihn und seine Assistenten/innen bei der Arbeit an einer Serie von Großformaten, begleitet die Vorbereitung zu einer Ausstellung und versucht, neben Einordnungen früherer Werksphasen, auch die Privatperson Gerhard Richter zu fassen.
Für ihren Film über den wortkargen Gerhard Richter und sein facetten- und umfangreiches Schaffen wählt Regisseurin Corinna Belz eine klassisch dokumentarische Herangehensweise: Ausgehend von der abstrakten Malerei Richters streift sie kurz dessen Werkphasen und schafft Zäsuren mit Dokumentationsmaterial aus einem Fernsehinterview von 1966. Eingeblendete Schriften helfen bei der Orientierung, denn die Dokumentation bietet wenig Hintergrundinformation. Belz´ Fragen aus dem Off sind zum Teil irrtierend naiv, rufen bei Richter jedoch emotionale Reaktionen hervor, etwa bei der Betrachtung alter Familienfotos. Obwohl es den Künstler offensichtlich stört, während des Malprozesses gefilmt zu werden, darf ihm die Kamera dabei über die Schulter schauen. Diese langen konzentrierten Einstellungen sind die interessantesten Sequenzen.
Gerhard Richter betont, dass "Malen eine andere Form der Sprache ist" – eine Form der Erkenntnis und Wahrheitsfindung. Sein Werk lädt sowohl im Kunst- wie auch im Sozialkundeunterricht zu Reflexionen über die künstlerische Auseinandersetzung mit kulturellen, aber auch politischen Themen ein. Hier kann insbesondere der bis heute umstrittene Zyklus
18. Oktober 1977 mit 15 Gemälden von Terroristinnen und Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) thematisiert werden. Für den Kunstunterricht ist die kreative Entwicklung des 1932 in Dresden geborenen Gerhard Richter interessant, speziell seine aktuelle Maltechnik, aber auch ausstellungsbegleitende Vorbereitungen und Überlegungen. Wann ist ein Bild gelungen? Warum lehnt Richter "schöne" Bilder ab? Die Beschäftigung mit diesen Fragen schulen den Blick und die Wahrnehmung von Kunst.
Autor/in: Cristina Moles Kaupp, 06.09.2011
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