Kategorie: Filmbesprechung
"Momo"
Gegen die Zeitdiebe: Eine aktualisierte Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers von Michael Ende

Unterrichtsfächer
Thema
Bildungsrelevant, weil die Neuadaption Michael Endes zeitlosen Klassiker geschickt an die Erfahrungswelt heutiger Jugendlicher anpasst.
Die Geschichte: Ein Mädchen kämpft gegen die Zeitsparbande
Das Mädchen Momo lebt in den Ruinen eines alten Amphitheaters. Nach ihrer Erinnerung war sie schon immer hier, ihren Namen hat sie sich selbst gegeben. Weil sie enorm gut zuhören kann, schließt sie leicht Freundschaften, etwa mit Beppo, dem Straßenkehrer, oder Gino, seines Zeichens Fremdenführer und begnadeter Geschichtenerzähler. Doch mit dem Auftauchen einer finsteren Organisation zerbricht das zeitlose Idyll. Die Agenten/-innen der "Grey Corporation" halten die Menschen dazu an, Zeit zu sparen. Plötzlich hat niemand mehr Zeit für "nutzlose" Dinge wie Freundschaften und Spielen. Dank ihrer Gabe entlockt Momo der Agentin Jackie das Geheimnis: Die Greys wollen die angesparte Zeit keineswegs verzinst zurückgeben, sondern allein für sich. Um die Zeitdiebe aufzuhalten, muss Momo zu Meister Hora, dem legendären Hüter der Zeit. Den Weg dorthin weist ihr, angemessen langsam, die Schildkröte Kassiopeia.
Filmische Umsetzung: Zeitkritisches Märchen mit Science-Fiction-Elementen
Michael Endes im Jahr 1973 erschienener Roman Momo ist ein Klassiker der Jugendliteratur. Eine erste Zum Inhalt: Adaption (Zum Filmarchiv: "Momo", Johannes Schaaf, BRD/IT 1986) erhielt seinerzeit große Aufmerksamkeit. Die dem Buch eigentümliche Mischung aus märchenhafter Zum Inhalt: Fantasy und Gesellschaftssatire bestimmt auch die Neuverfilmung. Das mediterrane Setting (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) der frühen Szenen, gedreht in Kroatien und Slowenien, versprüht Wärme und Freundlichkeit. In der von Schnelllebigkeit und Zeiteffizienz geprägten neuen Welt wirkt das Zum Inhalt: Production Design zunehmend grau und uniform, die auch mithilfe von Zum Inhalt: CGI erstellte Wolkenkratzer-Stadt zitiert sichtbar die Zum Filmarchiv: "Science-Fiction"-Dystopien von Zum Filmarchiv: "Metropolis" (Fritz Lang, DE 1926) und Zum Filmarchiv: "Blade Runner" (Ridley Scott, USA 1982). Eine wesentliche Neuerung bildet die Gestaltung der Bösewichte: Aus den kahlköpfigen "grauen Herren" wird hier eine diverse Truppe schneidiger Agenten/-innen, die den Menschen das "Zeitsparen" durch coole Gadgets schmackhaft machen.
Thema: Was machen wir mit unserer Zeit?
Mit nur wenigen, aber wohlgesetzten Änderungen gelingt "Momo" die Anpassung an heutige Verhältnisse. Galt Michael Endes Kritik noch einem kapitalistischen Verständnis von Geldwirtschaft und Zinsökonomie, lenkt die Neuverfilmung den Fokus auf neue Technologien und soziale Medien. Insbesondere Kinder und Jugendliche werden von den Greys mit zeitraubenden Konsum- und Freizeitangeboten bedacht. Gino gehorcht dem Trend und wird als Influencer zum Social-Media-Star; Momo wird mit einem Sprachroboter namens "BibiBot" geködert, der ihr die verlorenen Freunde ersetzen soll und zugleich ihrer Überwachung dient. Das schlaue Mädchen ist indes immun gegen solche Versuchungen: Sie weiß, dass über die Zeit von Kindern niemand bestimmen darf als sie selbst. Wer Zeit spart, verschwendet sein kostbarstes Gut.
Fragen für ein Filmgespräch
Was ist für euch die Botschaft von Momo? Ist es eine Geschichte nur für Kinder, oder auch für Erwachsene?
Welchem Zum Inhalt: Genre würdet ihr den Film zuordnen? Beachtet dabei auch die Gestaltung der Schauplätze. Wie verändern sich diese im Lauf des Films?
Die Buchvorlage des deutschen Autors Michael Ende stammt aus dem Jahr 1973. Wie wurde die Erzählung modernisiert? Welche Dinge, zum Beispiel Erfindungen, gab es damals noch nicht?