Das Interview führte Margret Köhler.
Zola Maseko
Was war der Ausgangspunkt für die Verfilmung der Geschichte von Sophiatown?
Ich hörte von der Zeitschrift "Drum" schon in den 1990er-Jahren. Mich interessierte diese Entwicklung von einem Lifestyle-Magazin zum politischen Blatt. Es muss damals trotz der Rassentrennung eine außergewöhnliche Zeit gewesen sein, mit Freiheiten, von denen die Menschen später nur noch träumen konnten. Diejenigen, die sich noch an Sophiatown erinnerten, gerieten bei meinen Gesprächen sofort ins Schwärmen. Das machte mich neugierig. Meine Generation weiß nicht, was damals geschah. Ich will diesen Abschnitt der Geschichte an die Jüngeren weitergeben, aber auch an die weißen Südafrikaner, die von den damaligen Vorgängen keine Ahnung haben.
Inwieweit ist die Geschichte authentisch?
"Drum" war ein wunderbares Magazin. Die legendäre Figur des Journalisten und Frauenhelden Henry Nxumalo und seine investigative Arbeit im Gefängnis von Johannesburg oder auf der Farm eines Buren, der seine schwarzen Mitarbeiter wie Sklaven hält, ist verbürgt, wie auch die Figur des Can Themba, der später nach Swaziland ins Exil ging und an Alkoholismus starb. Ich habe nur
Zu Beginn der 1950er-Jahre galt Sophiatown als "Melting pot". Ist eine ähnliche Situation heute möglich?
Auf den ersten Blick mag das quirlige Leben in Sophiatown nach Bohème ausschauen, aber die Schwarzen haben sich auch ihren Frust in den Bars weggetrunken und vom Leib getanzt. Heute ist die Apartheid verschwunden, aber die Bevölkerungsgruppen leben nun parallel nebeneinander her. Die Änderungen gehen nur langsam vonstatten, auch wenn die Kinder inzwischen gemischte Schulen besuchen.
Mögen die schwarzen Südafrikaner Filme wie U-Carmen oder Drum?
Erst einmal müssen sie die Gelegenheit haben, diese Filme zu sehen. In Soweto mit seinen fünf Millionen Einwohnern fehlt ein Kino. Die meisten Filme kursieren als DVD oder werden – wenn überhaupt – in Schulsälen und Kirchen vorgeführt. Wir Schwarzen müssen selbst Filme drehen, Talente entwickeln und das Kino in die Townships bringen.
Es gibt eine Reihe von Filmen über Südafrika wie Richard Attenboroughs Schrei nach Freiheit oder ganz aktuell Gavin Hoods Tsotsi. Sehen Sie einen Unterschied zwischen weißer und schwarzer Sichtweise?
Ich sage nicht, dass Frauen nur Filme über Frauen drehen sollen oder Schwarze über Schwarze. Ein Film muss wahrhaftig und glaubhaft sein. Man kann dafür Recherchen machen oder bereits etwas über das Thema wissen. Die weißen Südafrikaner wissen aber zu wenig über die schwarze Bevölkerung, um ihre Geschichten zu erzählen. Ich unterscheide zwischen zwei Richtungen: Zum einen war die Beziehung zwischen Schwarz und Weiß immer die zwischen Diener und Herr. Also kann die Perspektive nicht gerecht sein. Zum anderen übernahmen die weißen Liberalen die Funktion eines Sprachrohrs für die Schwarzen während der Apartheid. Jetzt können wir für uns selbst sprechen. Es ist an der Zeit, dass wir unsere eigenen Geschichten erzählen. Die Weißen kennen die Townships nicht. Wir kennen beide Seiten, die Townships und die weißen Viertel, wo unsere Mütter in der Küche arbeiteten und sich um die weißen Kinder kümmerten.
Wie sehen Sie die Zukunft Südafrikas? Ist ein Zusammenleben möglich?
Ich bin optimistisch. Wenn man sich vorstellt, dass vor 15 Jahren noch Rassentrennung herrschte, ist der Jetztzustand ein Fortschritt. Auf der anderen Seite hat sich wenig geändert, wenn ich ehrlich bin. Wir haben jetzt die ökonomische Apartheid, das darf nicht so bleiben. Es geistern teilweise auch falsche Vorstellungen in den Köpfen und Medien herum. So wird Johannesburg immer als prosperierendes Zentrum gepriesen, aber Johannesburg ist nicht Südafrika. Im Rest des Landes wird sehr viel in der Landwirtschaft gearbeitet, die Menschen sind arm. Allerdings will ich auch nicht die vielen neuen Möglichkeiten verneinen. Südafrika befindet sich im Umbruch. Es ist frustrierend und spannend, in diesem Land jung zu sein.
Wann glauben Sie, werden sich die Bevölkerungsgruppen wirklich einander angenähert haben?
Das braucht bestimmt drei Generationen. Meine Generation kann sich noch nicht von der Vergangenheit befreien, die meines Sohnes auch nicht. Vielleicht wird sein Sohn mit neuer Offenheit leben.
Aber Ihr Sohn ist nach der Apartheid geboren und aufgewachsen. Warum kann er nicht frei von Vorurteilen sein?
Weil ich ihm erzähle, was ich erlebt habe, das sind persönlich geprägte Informationen und Erfahrungen. Und bei den weißen Kindern wird es ähnlich sein, auch da vermitteln die Eltern ein bestimmtes Bild. Die Vorurteile lassen sich nicht einfach und schnell überwinden, auf beiden Seiten nicht. Aber die Hoffnung sollten wir trotzdem nicht verlieren.