Im ersten Teil des
Twilight-Finales feiern Bella und Edward Hochzeit und erleben sogleich die erste Ehekrise. Da Bella nicht in den Flitterwochen die schmerzhafte Verwandlung in einen Vampir über sich ergehen lassen möchte, schläft sie in der Hochzeitsnacht als Mensch mit ihrem untoten Mann und wird zur allgemeinen Überraschung von ihm schwanger. Das rasch heranwachsende Ungeborene saugt alle Lebenskraft aus seiner Mutter, weshalb Edward es am liebsten abtreiben würde. Schließlich bringt Bella eine gesunde Tochter zur Welt und stirbt im Wochenbett, obwohl Edward sie sogleich nach der Entbindung verwandelt. Am nächsten Tag wird sie als Vampir wiedergeboren.
Nachdem es Stephenie Meyer bislang vor allem um das Thema der vorehelichen Enthaltsamkeit ging, greift die mormonische Autorin der im Film weitgehend buchstabengetreu umgesetzten Romanvorlage dieses Mal die in den USA besonders hitzig geführte Abtreibungsdebatte auf. Dazu spitzt sie die Alternativen von Pro-Choice und Pro-Life auf die Frage zu, ob bei einer Hochrisikoschwangerschaft das Leben der Mutter oder das des ungeborenen Kindes schwerer wiegt. Die Geburt inszeniert Bill Condon als blutigen Horrortrip mit schockartig
schneller Schnittfolge und einem steten Wechsel zwischen Bellas vor Schmerz getrübter
subjektiver Perspektive und den verzweifelten Bemühungen von Edward und seiner Familie um ihr Leben. Ihre Wiedergeburt taucht Condon in
gleißendes Weiß: Der Opfergang der Mutter wird mit einer symbolischen Himmelfahrt belohnt.
Obwohl Meyer in der Abtreibungsdebatte vehement für die Pro-Life-Partei eintritt, zeigt der Film, dass in dieser Frage jede Entscheidung für alle Beteiligten schmerzhaft ist. Es bietet sich daher an, die emotionale Seite im Unterricht mit sachlichen Informationen zu unterfüttern. Zudem erscheint es geradezu zwingend, der im Film geschürten Angst vor einer – gewollten oder ungewollten – Schwangerschaft noch andere Argumente als religiöse Heilsgewissheit entgegenzusetzen. Schließlich lässt sich die Frage debattieren, warum sich gerade das Fantasy-Genre dafür zu eignen scheint, Jugendlichen christliche Werte zu vermitteln. Neben der
Twilight-Serie zeigen vor allem die bisherigen drei Folgen von
Die Chroniken von Narnia (The Chronicles of Narnia 1-3, Andrew Adamson, Michael Apted, USA, Großbritannien 2005-2011) missionarischen Geist.
Autor/in: Michael Kohler, 23.11.2011
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