Am Waldrand, in seinem gemütlichen kleinen Haus, lebt der Keinohrhase. Er ist eigentlich ein ganz normaler Hase, hat allerdings, wie sein Name vermuten lässt, keine Ohren. Deswegen hat er es bei den anderen Tieren schwer – sie wollen nichts mit ihm zu tun haben. Eines Tages findet er vor seiner Tür ein Ei, aus dem nach einiger Zeit ein sonnengelbes Küken schlüpft. Kurioserweise hat das gefiederte Wesen genau das, was ihm selbst fehlt: lange Schlappohren. Schnell werden die beiden beste Freunde. Doch vergeblich versucht der Hase dem kleinen Küken die Dinge beizubringen, die er selbst am besten kann: Möhren knabbern und schnell rennen. Nach und nach gestehen sich beide ein, wie unterschiedlich sie sind – und dass sie sich trotzdem mögen. Als das Küken beschließt, seine Flügel zu nutzen, und fliegen zu lernen, hilft ihm sein vierbeiniger Freund.
Der
farbenfrohe Animationsfilm setzt die Bilderbücher von Til Schweiger und Klaus Baumgart in Szene, die wiederum nach den Komödienerfolgen Schweigers
Keinohrhase (D 2007) und
Zweiohrküken (D 2009) auf den Markt gebracht wurden. Mit der Außenseiter- und Freundschaftsthematik übernimmt die Filmadaption die Basishandlung der Vorlagen, schmückt sie allerdings mit weiteren Figuren und Erzählsträngen auf Spielfilmlänge aus. Der skizzenhafte Aquarellstil der Bücher ist im Film einer detaillierten, fotorealistischen Ausgestaltung von Landschaften und Charakteren gewichen, die der Szenerie auch die für eine 3D-Produktion nötige räumliche Tiefe verleiht. Insgesamt ist mit den niedlichen Hauptfiguren und einer liebevoll erzählten Geschichte ein kindgerechter Film entstanden – der allerdings mit einigen schnodderigen Dialogen und vielen gefühligen Popsongs auch auf ein erwachsenes Publikum zielt.
Küken und Hase sind liebenswerte Identifikationsfiguren und Projektionsflächen für die Sehnsüchte der kleinen Zuschauer/innen nach Selbstentfaltung und Anerkennung jenseits vorgegebener Normen und Erwartungshaltungen. Für die pädagogische Arbeit mit Grund- und Vorschulkindern bieten sich deswegen gute Anknüpfungspunkte, um im vorfachlichen Unterricht, sowie in Sachkunde/Lebenskunde und Deutsch, zentrale Entwicklungsthemen wie Außenseiter, Freundschaft und Treue zu sich selbst mit einer Einführung in die Grundlagen der Filmsprache zu verbinden. In diesem Zusammenhang kann mit den Kindern beispielsweise besprochen werden, wie die Kamera durch
Großeinstellungen eine Nähe zu den Figuren darstellt, und welche Gefühle die
Musik bei ihnen auslöst. Im Fach Kunst können die Schüler/innen zudem angeregt werden, eigene fantasievolle Vorstellungen von Hasen und Küken zu entwickeln.
Autor/in: Ula Brunner, 25.09.2013
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