Kosovo 1999: Nach dem Ende des Krieges in Bosnien und Herzegowina ist der Konflikt zwischen Serben und Albanern neu entbrannt. Der Albaner Ramiz entkommt seiner Erschießung und findet Zuflucht bei der Serbin Danica, deren Mann im Krieg ums Leben kam. Auch ihre Familie ist bedroht: Zur Beendigung der Kampfhandlungen bombardiert die NATO seit kurzem serbische Ziele. Dennoch pflegt sie den verwundeten Soldaten heimlich gesund. Zwischen der jungen Witwe und dem angeblichen Feind entsteht eine Liebesbeziehung, auch ihre traumatisierten Söhne Vlado und Danilo schöpfen nach und nach Vertrauen. Doch Ramiz wird verraten, muss erneut fliehen und wird von seinen eigenen Leuten, dem albanischen Kampfverband UCK, versehentlich erschossen.
Die Geschichte einer grenzenlosen Liebe in Zeiten des Krieges überzeugt vor allem durch ihre Bilder. Im Zentrum des Films steht die symbolträchtige Brücke über den Grenzfluss Ibar. Das vorwiegend serbische Dorf zu ihren Füßen hat Züge einer in warmen
Farben ausgemalten Idylle. Getrübt wird sie von der Diskriminierung der albanischen Minderheit, auch das bevorzugte Spielgerät der munteren Kinderschar – ein liegengebliebener Panzer – verrät die Nähe des Krieges. In bewusstem Kontrast zur bedrückenden Realität verlegt sich die Regie auf eine poetische Bildsprache, wobei die Kamera oft auf Augenhöhe der Kinder agiert und damit deren
Perspektive einnimmt. Weniger gelungen ist die Emotionalisierung der nicht klischeefreien Handlung durch viel
Musik. Die gezeigte Gewalt hingegen hält sich, nach einer brutalen Erschießungsszene zu Beginn, in Grenzen.
Auch nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ist der Konflikt noch nicht beigelegt. Etwa 200.000 Serben und 170.000 Albaner wurden in Folge des Kosovokrieges vertrieben. Der Film verbindet eine ausgewogene Darstellung dieser Zusammenhänge mit einer pazifistischen Botschaft, die vor allem das Schicksal der Kinder anmahnt. Im Bild des – wie sich herausstellt, mit Uranmunition verseuchten – Panzers wird auch die schwierige Rolle der Nato beleuchtet. Im Unterricht sollten aber auch die filmsprachlichen Mittel erörtert werden, die eine universale Sehnsucht nach Normalität formulieren und damit einen interessanten Kontrast zur politisch-historischen Analyse bilden.
Autor/in: Philipp Bühler, 09.12.2013
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