Bildungsrelevant, weil der Film mit FEMEN eine einflussreiche feministische Bewegung der Gegenwart in den Blick nimmt.

Die Geschichte: "Unsere Brüste sind unsere Waffen."

Ukraine, 2002: Gottesfürchtig erzogen, beginnt die 17-jährige Oxana gegen das Patriarchat aufzubegehren. Noch malt sie klassische Ikonen und verhüllt ihr kurzes Haar, wenn der orthodoxe Priester ihr Elternhaus besucht. Mit Gleichaltrigen diskutiert sie dagegen schon leidenschaftlich den Machtmissbrauch der Männer, evident auch in ihren eigenen Familien. Um Gewalt an Frauen, Prostitution und politische Unfreiheit zu bekämpfen, gründen Oxana und ihre Freundinnen 2008 die feministische Bewegung FEMEN. Schnell erfahren ihre provokanten Protestaktionen mit entblößten Brüsten mediale Aufmerksamkeit. Doch je bekannter die Gruppe wird und je internationaler sie operiert, desto brutaler werden die Aktivistinnen von den korrupten Obrigkeiten verfolgt. Traumatisiert suchen die jungen Frauen Asyl in Frankreich, wo sich FEMEN unter der Führung von Oxanas einstiger Vertrauter Inna professionalisiert. Oxana ist irritiert von deren Verhalten und findet keinen Platz mehr in der Bewegung. In Sicherheit kann sie sich ihrer Kunst widmen, aber ohne politische Aufgabe und die schwesterliche Gemeinschaft verliert sie sich zusehends.

Wenn Sie diesen Drittanbieter-Inhalt von www.youtube-nocookie.com aktivieren, ermöglichen Sie dem betreffenden Anbieter, Ihre Nutzungsdaten zu erheben. Weitere Informationen zur Nutzung von Drittanbieter-Inhalten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Externer Link: Datenschutzerklärung anzeigen

Filmische Umsetzung: Fiktionalisierter Gründungsmythos der FEMEN-Bewegung

Inspiriert von der Biografie der FEMEN-Mitgründerin Oksana Schatschko erzählt Regisseurin Charlène Favier eine fiktionalisierte Entstehungsgeschichte der feministischen Bewegung. Dabei wechselt sie zwischen zwei mit Zwischentiteln markierten Strängen: Im Jahr 2018 treibt Oxana in Paris durch einen Sommertag, an dessen Ende sie Suizid begehen wird. Sie telefoniert mit ihrer Mutter, wird auf dem Amt drangsaliert, hat Sex mit einem Fremden, während Zum Inhalt: Rückblenden schlaglichtartig prägende Momente ihres Lebens zeigen. Immer wieder inszeniert der Film Oxana wie eine ihrer Ikonen: Getaucht in weiches, gelbes Zum Inhalt: Licht und umrahmt von Haarsträhnen und Blumenkränzen fängt die Kamera ihr ausdrucksstarkes Gesicht in Großaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) ein. Eine an Choräle erinnernde Musikuntermalung (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) verstärkt den sakralen Eindruck.

Thema: Porträt einer Aktivistin

Statt die Bewegung FEMEN in den Fokus zu nehmen, zentriert "Oxana – Mein Leben für Freiheit" die Gefühlswelt seiner Protagonistin. Der Film zeichnet einen Bogen von Oxana als jugendlicher Idealistin im Kreise ihrer Gefährtinnen zur desillusionierten, verzweifelten Künstlerin, die im Exil zerbricht. Dabei werden besonders Oxanas Beziehungen zu den anderen weiblichen Figuren – ihrer Mutter, den Freundinnen – beleuchtet. Dennoch kann der Film auch als Aufruf zu politischer Selbstbestimmung und mutigem Eintreten gegen Ungerechtigkeit gelesen werden.

Kritische Aspekte: Können alle FEMEN sein?

Die Stilisierung einer Einzelaktivistin zur Auserwählten steht im Kontrast zu dem Gedanken der inklusiven FEMEN-Schwesternschaft, der auch im Film als Credo der Gruppe etabliert wird. "Alle können FEMEN sein", erklärt Oxana einer Journalistin – das Kollektiv gerät in dieser Version der Geschichte allerdings in den Hintergrund. Feministische Stimmen, die sich mit der realen Bewegung durchaus kritisch auseinandersetzten, spielen hier zudem keine Rolle. Ebenso wenig die Person Victor Svyatski, ein Mann, der FEMEN anfänglich gesteuert haben soll.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Was sind die Gründe dafür, dass Oxana in ihrem politischen Aktivismus so viel riskiert?

  • Wie wird die Geschichte von Oxana erzählt? Und wie wird sie als Figur dargestellt? Welche filmästhetischen Mittel fallen euch auf und wie wirken sie auf euch?

  • Der Film basiert auf einer realen Lebensgeschichte. Was geschieht, wenn historische Ereignisse wie in diesem Fall aus dramaturgischen Gründen verändert werden?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema