Bildungsrelevant, weil der Film ein eindrucksvolles Zeugnis der Widerständigkeit gegen Konformitätszwang und Indoktrination in der DDR darstellt

Die Geschichte: Vom Wert eigenständigen Denkens

Die DDR, Mitte der 1960er-Jahre: Hochmotiviert beginnt die junge Lehrerin Karla Blum direkt nach der Uni an der weiterführenden Schule einer Kleinstadt bei Berlin. Ihrer Klasse, die vor dem Abitur steht, möchte sie vor allem eines beibringen: unabhängiges, kritisches Denken. Bei ihren Vorgesetzten, der Schulrätin Janson, die Abweichung von der Parteilinie nicht duldet, und dem zwar wohlwollenden, aber angepassten Direktor Hirte, wird das nicht gern gesehen. Trotzdem versucht Karla, die Jugendlichen zur Eigenständigkeit zu ermutigen, denn erschreckend viele von ihnen fügen sich den Erwartungen der Autoritäten ohne viel Widerspruch, um keinen Anstoß zu erregen. Auch in ihrer unkonventionellen Liebesbeziehung mit Kaspar, einem resignierten Nihilisten, kämpft sie um ihre idealistische Haltung. Doch auf Dauer fällt es ihr schwer, an ihren Überzeugungen festzuhalten. Nach einer folgenschweren Fehleinschätzung wird sie vorsichtig – und zerbricht fast daran.

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Filmische Umsetzung: Eine Heldin in avantgardistischer Inszenierung

Zum Inhalt: Regisseur Herrmann Zschoche drehte mit "Karla" unter dem Eindruck der Anfang der 1960er-Jahre kurzzeitig liberaleren DDR-Kulturpolitik einen erstaunlich avantgardistischen Film. Stilistisch teils an die Zum Inhalt: Nouvelle Vague angelehnt, erzählt er in schwarz-weißen Breitwandbildern (Glossar: Zum Inhalt: Bildformate) und alltäglichen, fast beiläufig wirkenden Zum Inhalt: Szenen auf der Straße, am See oder im Schulgebäude aus dem Leben seiner Figuren. Auch ihre Sprache wirkt meist natürlich. Extradiegetische Zum Inhalt: Musik setzt Zschoche nur sehr sparsam ein. Ebenso ist intradiegetische Musik selten zu hören, transportiert dann aber umso mehr die Leichtigkeit der Partys, auf denen sie gespielt wird und betont die Energie Karlas, die als junge, starke und emanzipierte Protagonistin das filmische Zentrum bildet.

Thema: Offene Kritik an Repression und Unterordnung

In ihrer aktiven Rolle steht sie besonders im Kontrast zu den männlichen Figuren. Ihr Liebhaber Kaspar, ein ehemaliger Journalist, der seinen Beruf aufgab, weil seine kritische Berichterstattung zensiert wurde, hat sich an den Rand der Gesellschaft zurückgezogen. Direktor Hirte sympathisiert mit Karla und unterstützt sie auch dann, wenn er mit ihren Methoden nicht einverstanden oder selbst negativ davon betroffen ist, muss sich aber letztlich dem Druck seiner Schulrätin fügen. Und sogar Rudi, Karlas spitzzüngigster Schüler, versteckt sich oft hinter vorgetäuschter Anpassung. Karla jedoch spricht sich deutlich gegen Obrigkeitshörigkeit und Heuchelei aus, sucht Wahrheit und moralische Klarheit gegen alle Widerstände – auch wenn es für sie am Ende die Zwangsversetzung bedeutet. So viel Anleitung zur Auflehnung ließ die DDR-Führung nicht durchgehen: "Karla" wurde im Nachgang des 11. Plenums des Zentralkomitees der SED verboten. Erst nach dem Mauerfall stellte Kameramann Günter Ost den Film fertig. Premiere feierte Karla 1990.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Warum ist es Karla so wichtig, dass ihre Schülerinnen und Schüler eine eigene Meinung vertreten? Könnt ihr nachvollziehen, wie Karla handelt?

  • Wie wird Karla dargestellt? Denkt an Aspekte wie Handlungen, Sprache, Kostüm oder Inszenierung im Bild. Was für ein Frauenbild stellt sie dar?

  • Worin äußert sich eine kritische Haltung des Films gegenüber den gesellschaftlichen Verhältnissen?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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