Bildungsrelevant, weil das Musikvideo ausgehend von Fritz Langs expressionistischem Filmklassiker "Metropolis" selbst zum Klassiker wurde – feministisch, visuell opulent und ikonisch choreografiert.

Die Geschichte: Postmoderner Remix des Filmklassikers "Metropolis"

In leuchtend blaue Dunkelheit getauchte Wolkenkratzer und Straßenschluchten wechseln sich ab mit Großaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) rotierender Maschinenteile. Auf einem steinernen Vogel thronend erscheint Madonna über den Dächern und ruft dem Publikum das Intro ihrer Dance-Pop-Hymne zu: "Come on girls. Do you believe in love? Cause I got something to say about it!" Während sie darüber singt, wie wichtig es ist, sich in der Liebe nicht mit zu wenig zufrieden zu geben und unabhängig zu bleiben, entfaltet sich auf der Bildebene ein von Fritz Langs Zum Filmarchiv: "Metropolis" (DE 1926) inspiriertes Spektakel. Wie im Filmklassiker von 1926 steht auch hier die Beziehung zweier Menschen aus unterschiedlichen Verhältnissen im Fokus: Madonna vergnügt sich in einem großzügigen Penthouse, der namenlose Arbeiter kommt aus dem kargen Maschinenraum. Unter den misstrauischen Blicken eines älteren, offenbar sehr wohlhabenden Mannes, nähern sich die beiden an. Eine entlaufene Katze bringt sie im Penthouse zusammen, wo sie miteinander schlafen. Im Maschinenraum wird unterdessen die Arbeit niedergelegt und ein Boxkampf ausgetragen.

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Filmische Umsetzung: Expressionistische Motive und ein weiblicher Blick

Auch die expressionistische Inszenierung (Glossar: Zum Inhalt: Expressionismus) des Clips – eines der teuersten Musikvideos aller Zeiten – greift das filmische Vorbild auf. Insbesondere harte Kontraste zwischen Licht und Schatten (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung), Farbe und Sättigung (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) sowie eine sehr ausdrucksstarke Choreografie vor dampfender Industriekulisse sind hier stilprägend. Immer wieder stürzt sich die Kamera in die Tiefe, um den Maschinenraum in einer starken Aufsicht (Glossar: Zum Inhalt: Kameraperspektiven) einzufangen. Es wirkt wie die Adaption des männlichen Blicks durch eine Frau: Madonna macht ihn zu einer weiblichen Sicht auf fetischisierte Männerkörper. Gleichzeitig wird Madonna selbst gezeigt, tanzend, provokativ, lasziv. In eleganter Abendgarderobe, im Korsett, nackt in Ketten. Sie blickt jedoch zurück in die Kamera und bringt die Situation so unter ihre Kontrolle.

Thema: Feministisches Empowerment

Das Thema Klassenunterschiede, zentral in "Metropolis", bleibt präsent in den getrennten Welten von Ober- und Unterstadt. Als Rassismuskritik verstanden werden kann jene Zum Inhalt: Szene, in der der ältere Mann auf Knopfdruck schwarze Musiker in einer Glasröhre für sich spielen lässt. Doch im Vordergrund steht das feministische Empowerment Madonnas. Klar bestimmt sie über ihre Sexualität, selbst wenn sie sich zum Objekt der Begierde macht. Dabei spielt sie mit Geschlechterzuschreibungen, tanzt in Anzug und Monokel, greift sich in männlich konnotierter Geste zwischen die Beine. Sie lässt sich nicht eingrenzen. Auch nicht hinter der Kamera: Madonna und der spätere Erfolgsregisseur David Fincher entwickelten das Konzept des Videos gemeinsam. Es endet mit einer Texttafel, die fast gleichlautend auch den Film beschließt: "Without the heart, there can be no understanding between the hand and the mind." Während die naive Versöhnung in "Metropolis" faschistoide Züge zeigt und die zuvor bekämpfte Führer-Logik bestärkt, lässt sich Express Yourself jedoch hoffnungsvoller lesen: als Aufruf zu Gleichberechtigung und Entscheidungsfreiheit.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Das Video arbeitet mit Kontrasten. Welche sind euch besonders aufgefallen? Wie haben sie auf euch gewirkt?

  • Wer wird wie angeschaut? Und wer kann sich wie präsentieren? Welche Unterschiede werden hier sichtbar?

  • Lest euch die Texttafel am Ende des Videos durch. Wie versteht ihr diese Worte im Kontext der Handlung?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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