Metropolis (Deutschland 1926), der in einer urbanen Gesellschaft der Zukunft spielt, hatte im Jahr 1927 Premiere. Der in vielerlei Hinsicht gigantische Science Fiction-Film sagt mehr aus über die Zeit, in der er gedreht wurde, als über die Zukunft, in der er spielt. Teilt euch in folgende thematische Arbeitsgruppen auf und sichtet den Film unter den folgenden Fragestellungen. Präsentiert die Ergebnisse im Plenum in Form eines Plakates mit Texten und Visualisierung durch Screen-Shots.
Thema 1: Der Cyborg im Film
Was erfährt man in
Metropolis über die zeitgenössischen Vorstellungen vom künstlichen Menschen? Tragt nach der Filmsichtung in eurer Arbeitsgruppe die Ergebnisse der Filmbeobachtung zusammen und gestaltet ein Plakat, das die Ästhetik, den kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Hintergrund und die Darstellung des künstlichen Menschen im medienhistorischen Vergleich berücksichtigt.
- Wie sieht der künstliche Mensch aus und durch welche Eigenschaften wird er charakterisiert? Wie ist sein Verhältnis gegenüber den Menschen? Welche Funktion hat er innerhalb der Handlung? Welche filmische Mittel werden angewandt, um den künstlichen Menschen futuristisch wirken zu lassen? (Belegsequenz anführen, evtl. Visualisierung durch Screen-Shots oder eigene Zeichnungen in Form eines Storyboards).
- Erschließt nun den Film Metropolis als Dokument seiner Zeit, der Weimarer Republik. Recherchiert die historischen Hintergründe: Welche zeitgenössischen naturwissenschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen werden in der Darstellung des künstlichen Menschen sichtbar?
- Rechercheauftrag Medienvergleich: Vergleicht unterschiedliche Vorstellungen vom künstlichen Menschen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Medien. Welche Gemeinsamkeiten und Differenzen gibt es zwischen dem Maschinenmensch in Metropolis und der mechanischen Puppe in E.T.A. Hoffmanns Novelle Der Sandmann (1871) sowie zur Darstellung des Avatars im aktuellen Hollywood-Film (Avatar, USA 2009) von James Cameron? Arbeitet heraus, was das jeweilige moderne Potenzial und die Gefahr des künstlichen Menschen ausmacht und wie das Verhältnis zwischen Mensch und künstlichem Menschen geprägt ist. Interpretiert auf Grundlage der Ergebnisse, inwiefern die künstlichen Menschen Vorstellungen, Wünsche und Befürchtungen ihrer Entstehungsgesellschaft für die Zukunft repräsentieren.
Thema 2: Die Darstellung der Arbeitswelt
Was erfährt man über die im Film
Metropolis dargestellte Gesellschaft der Zukunft und ihre Arbeitsbedingungen? In der Darstellung der Arbeitswelt im Film spiegeln sich Elemente der realen industriellen Arbeitsbedingungen nach dem Ersten Weltkrieg wieder. Tragt nach der Filmsichtung in eurer Arbeitsgruppe die Ergebnisse der Filmbeobachtung zusammen und gestaltet ein Plakat, das die Ästhetik, den kultur-, technik- und gesellschaftsgeschichtlichen Hintergrund sowie die Darstellung der Arbeitswelt im Filmvergleich berücksichtigt.
- Beschreibt die im Film dargestellten Produktionsabläufe in der Fabrik und analysiert die Darstellung des Verhältnisses zwischen Arbeitnehmern/innen und Arbeitgeber.
- Der Film entstand in der Anfangsphase des Fordismus. Recherchiert diesen Begriff und die historischen Hintergründe der Arbeitswelt in der industriellen Massenproduktion nach dem Ersten Weltkrieg. Welche sozialen Schwierigkeiten gab es in diesem Produktionssystem?
- Medienvergleich: Vergleicht die Darstellung der Arbeitsnehmer/innen und die Aussagen der Filme über die moderne industrielle Arbeitswelt in Metropolis und Moderne Zeiten (Charles Chaplin, USA 1936). Beurteilt das sozialkritische Potenzial der Filme als Dokumente ihrer Zeit.
Thema 3: Filmästhetik (Kamera und Montage)
Metropolis wurde von Karl Freund, dem berühmten Kameramann der Weimarer Republik, gefilmt. Sichtet den Film mit den folgenden Arbeitsaufträgen und tragt anschließend in eurer Arbeitsgruppe die Ergebnisse zusammen. Gestaltet ein Plakat mit Screen-Shots (oder eigenen Zeichnungen der einzelnen Einstellungen), das die filmästhetischen Mittel von
Metropolis erklärt und seine Bedeutung für die Filmgeschichte hervorhebt.
- Analysiert die Ästhetik des Films, indem ihr auf die Bewegung vor der Kamera (Schauspiel) und die Kameraführung (Einstellungsgrößen, Kameraperspektiven, Kamerabewegung) achtet, sowie auf Montagetechniken und das Tempo des Films.
- Welche filmischen Mittel sind heute immer noch aktuell, welche haben sich verändert, und inwiefern?
- Präsentiert anhand der Poster in Kurzreferaten gegenseitig im Plenum die Ergebnisse der Arbeitsgruppen.
Verfilmung mit Tricks aus der Bühnentechnik von
Metropolis: Entwerft nun auf der Grundlage der Rechercheergebnisse im Plenum ein Drehbuch für einen aktuellen Science Fiction-Film, in dem ihr eure Rechercheergebnisse verarbeitet. Löst eine zentrale Szene, die in einer Fantasiewelt der Zukunft spielt, filmisch auf. Baut im Kunstunterricht ein Modell des filmischen Settings. Recherchiert, wie der berühmte "Schüfftan"-Effekt aus dem Film
Metropolis funktioniert, und wendet diesen in einer Tricksequenz an.
Jean-Luc Godards nonchalanter Gangsterfilm von 1960 brach ästhetisch mit den traditionellen Mitteln des Kinos - und läutete damit eine kinematographische Revolution ein.
- Filmsichtung: Sichtet den Film im Plenum und beobachtet, welche Elemente ungewöhnlich wirken: Kameraführung, Schauspiel, Montage.
- Rechercheaufträge zum Entstehungskontext des Films: Recherchiert in Arbeitsgruppen:
- Informationen über den Autor/Regisseur Jean-Luc Godard.
- die kulturellen Hintergründe der Entstehungszeit des Films: gesellschaftliche Veränderungen in Frankreich, Paris und die Kritikerszene um die Zeitschrift Cahiers du cinéma.
- den Einfluss neuer filmtechnischer Entwicklungen auf den Film und die Nouvelle Vague (eine Bewegung junger Cinéasten, die sich gegen die etablierte Bildsprache und den vorhersehbaren Erzählfluss des kommerziellen Kinos wandte).
- Lest Bertolt Brechts Theorien zur Verfremdung im Theater, die auch den avantgardistischen Film beeinflusste und die Erfindung neuer, des-illusionierender ästhetischer Stilmittel nach sich zog (beispielsweise in Schriften zum Theater. Über eine nicht-aristotelische Dramatik, 1957; Kleines Organon für das Theater, 1948). Interpretiert den Film auf dieser theoretischen Grundlage. Welche Funktion haben die ästhetischen Mittel der Verfremdung in Außer Atem?
- Eigene Verfilmung eines Klassikers im Stil von Außer Atem: Sichtet einen Hollywood-Klassiker und verfilmt eine zentrale Szene auf eine neue filmische Weise im Stil von Außer Atem. Die Liebesromanze Casablanca (Michael Curtiz, USA 1942) eignet sich beispielsweise gut, da der Film in der unsichtbaren Montage des Hollywood-Kinos erzählt. Sichtet mehrmals die Szene von Ilsas heimlichen nächtlichen Besuch bei Rick, in dem sie ihn mit einer Pistole bedroht, um die Ausreisepapiere zu bekommen. Re-interpretiert diese dramatische Liebesszene im Stil von Außer Atem. Löst Sie die Szene dafür zunächst in einem Storyboard filmisch auf, ändert gegebenenfalls die Dialoge und die Figurenhandlung etwas ab und verfilmt sie. Begründet eure Entscheidungen.